2024 . NORDEN
KUNSTVEREIN NORDEN
Eröffnung am 3. MÄRZ 2024
Formfindungen in Skizzenbüchern bilden den Fundus aus dem das Werk von Andreas Otto entsteht. Dabei werden z.B. Figurationen oder Bootsformen aus ihrem Zusammenhang gelöst und in ein neues Umfeld gesetzt. Um diesen Formen und Fragmenten Halt, Lebendigkeit und Tiefe zu geben, kombiniert Otto diese mit teils in Linol geschnittenen Rasterungen, Barcodes und typografischen Elementen. Seine Bildwerke erzählen Geschichten und durch oft rätselhafte Bildtitel lässt Andreas Otto dem Betrachter viel Raum zur eigenen Interpretation. Im Sommer 2021 entstand auf Norderney die Idee zum Buchprojekt „Maskenball auf Norderney“. In der Ausstellung im Kunsthaus wird auch ein Teil dieser Werkgruppe im Dachgeschoß zu sehen sein. Andreas Otto lebt und arbeitet in Arnsberg, Westfalen. Seine Arbeiten finden sich bundesweit in Einzel- und Gruppenausstellungen und sind in öffentlichen, privaten, kirchlichen und Unternehmenssammlungen vertreten.
„Er ist noch da!“
Aber wer denn eigentlich? Wen möchte Andreas Otto uns vorstellen?
Wirft man einen Blick auf die jüngsten Projekte von Otto, stößt man zwangsläufig auf den „Maskenball“. Im Sommer 2021 entsteht auf Norderney die Idee zum Buchprojekt MASKENBALL AUF NORDERNEY. In einer fiktiven Geschichte wird der Ball am Ostende der Insel angespült, wandert an die unterschiedlichsten Plätze und wird dort von Otto fotografiert - eine Reise, dokumentarisch in Bildern festgehalten. Die Entstehung des Maskenballs als Objekt, kam Otto bereits einige Zeit vorher, unabhängigvon der Idee der Dokumentation. (die daraus erst erwachsen ist). Die Maske ist vermutlich für uns alle seit 2019 zum Symbol
für die Coronakrise geworden: Sie hat ikonografischen Charakter erlangt.
Die Assoziationen stehen gleich parat.
Die Druckcollagen von Andreas Otto haben einen unverkennbaren Charakter.
Sie wirken mit reduzierter Farbigkeit. Die Farbpalette nutzt gedeckte, aber warme Farbtöne wie Grau, Braun, Blau oder Rostrot.Bei näherem Betrachten erkennen
wir, das das Werk durch Überlagerungen unterschiedlichster Ebenen und Techniken entsteht. Ein diffuser Hintergrund der als Folie für die im Vordergrund schwebenden Formen dient. Schauen wir uns exemplarisch die beiden Werke
mit dem Titel „Weststrand“ an:
Die Seiten des Collegeblocks wirken abgenutzt, die Bildoberfläche teilweise fehlerhaft, knittrig, abgerieben, fleckig von Rost oder Kaffee? Beim Betrachten
der Werke fühle ich mich, wie beim Stöbern in Akten eines Archivs. Vergilbtes Material, alt, aus vergangener Zeit ohne dies an der Motivik festmachen zu können.Vielleicht weil das Gezeigte immer vage bleibt. Umrisse, Schemen, Konturen lassen nichts detaillierteres erkennen – sind es die Überlagerungen
der Motive, die einen Bezug herstellen, den wir als Betrachter:innen zu
entziffern versuchen.
Bei dem Werk „Engelskleid“ z.B. hilft uns der Titel, die dominierenden Formen zu erkennen. Jene Form, die sich auch auf der Einladung wiederfindet. Haben Sie es sofort als Kleid erkannt? Ob als farblich ausgefülltes Motiv oder nur mit einer Außenlinie umrissen, Otto sieht die Objekte wie sie sind, er kennt ihre Zuordnung. Ob wir als Betrachter:innen es auch erkennen ist zweitrangig. Otto nutzt keine bewusste Verfremdung der Formen. Die Abstraktion entsteht durch den Übersetzungsprozess von der Vorlage. Meist handelt es sich hierbei um ein Postkartenmotiv oder ein Foto, das als niedrig auflösende Grafik aus dem Internet stammt. Bei diesen Grafiken zieht Otto die Außenkonturen nach, überträgt diese dann als Schemen auf Linol und druckt. Ein weiteres wichtiges Gestaltungs-element der Druckcollagen ist die Struktur der Oberfläche. Sie wird zwar bedingt durch den vorangegangenen Arbeitsprozess, bleibt aber durch Otto beeinflussbar. Der Duktus ist ihm wichtig. Weshalb Material und Farbe ebenso aufgebracht, wie auch wieder abgenommen werden können. Collage und Decollage.
Die Faszination für Formen steht am Anfang von allem. Ist der Beginn einer jeden Arbeit. Ist der Blick von Otto, wenn er durch die Welt streift. Es steht keine versteckte Symbolik hinter den einzelnen Motiven, die sich in den Werken auch nach Jahren noch wiederholen können. Fragmente wie ein Echo, das immer wieder auftaucht, wiederhallt. Das Interesse gilt immer der Form, die je nach Zusammenstellung und Konstellation auf der Druckcollage anders zur Geltung kommt, sich verändert. Eine neue Perspektive, schafft einen neuen Kontext, gibt der Form eine neue Bedeutung.
Aus Formen werden Geschichten.
Auszüge aus der Einführung Sarah Byl · Hinte