ANDREAS OTTO, MALEREI - VIA DOLOROSA

VIA DOLOROSA

Die Via Dolorosa (schmerzhafter Leidensweg) ist die lateinische Bezeichnung für den Weg Jesu bis zum Kreuz. Einen schmerzhafte Strecke ganz anderer Art überwinden jährlich über 17.000 Teilnehmer beim sogenannten Tough Mudder in Arnsberg-Herdringen. Der

18 Kilometer lange Geländelauf, bei dem extreme Hindernisse überwunden werden müssen, bringt die Läufer an ihre Grenzen. Durch Schlamm robben, in eisiges Wasser springen, sich durch Stromschläge antreiben lassen. Warum tun sich Menschen so etwas an?

Ist es der Reiz nach immer neuen Herausforderungen in einer Welt, in der sich jeder individuell positionieren will?

Doch dieses Event birgt auch eine gewisse Faszination: Es gibt keinen Gewinner, kein Siegertreppchen, keine Zeitmessung. Es geht

einzig und allein um den Zusammenhalt, da es fast unmöglich ist, die Hindernisse allein zu bewältigen. Kameraden und fremde Einzelstarter wachsen zusammen, teilen Anstrengung und Erschöpfung, werden auf dem Weg zu einem Team. Ein Weg, der geprägt

ist von Grenz-erfahrungen, aber auch von Hoffnung und menschlichen Begegnungen: Fallen, wieder aufstehen, Hilfe annehmen und

für andere da sein, um ans Ziel zu kommen. Eine zeitgenössische Via Dolorosa?

Andreas Otto hat sich von diesem Extrem-Hindernislauf inspirieren lassen. Es entstanden 14 Kreuzwegstationen, die den Menschen

als Kämpfer in den Mittelpunkt stellen. Als Figurationen dienten dem Künstler Fotos der Tough Mudder-Teilnehmer, die er aus ihrer ursprüng-lichen Umgebung herauslöste, isolierte, in Linol geschnitten und in seinen Bildern neu verortete. So interpretiert, erscheint

die Via Dolorosa in einer völlig neuen Perspektive.